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Riesige Datei mit sehr vielen Elementen in Affinity Designer (links) und Adobe Illustrator (rechts)
Riesige Datei mit sehr vielen Elementen in Affinity Designer (links) und Adobe Illustrator (rechts) | Bild: Holger Tuttas


Sehr große Dateien: Affinity Designer oder Illustrator?

Autor: Holger Tuttas


Quälend zähes Arbeiten

Für Projekte wie Infotafeln oder Bauschilder bekommen wir von unseren Auftraggebern oft sehr große Bauzeichnungen als PDF-Dateien. Diese mit Adobe Illustrator zu bearbeiten, bringt uns regelmäßig an den Rand des Wahnsinns. Denn, selbst mit sehr potenter Hardware, dauert die Bearbeitung bei uns oft seeeeeehr laaaaaange.

So kann zum Beispiel schon die Auswahl von gleichen Objekten bei uns mehrere Minuten dauern. Oft werkelt Illustrator auf unseren Rechnern so lange vor sich hin, dass wir nicht mehr sicher sein können, ob das Programm überhaupt noch arbeitet oder ob es doch bereits abgestürzt ist. Haben wir die vielen Tausend Objekte dann endlich ausgewählt und möchten diese verändern, also ihnen zum Beispiel eine andere Farbe geben oder sie verschieben, können wir getrost Kaffeekochen gehen, denn solche Aktionen können bei uns schon mal weitere 10 Minuten dauern.

Wehe, wenn das Ergebnis der Aktion dann nicht befriedigend ist und rückgängig gemacht werden muss. Das Rückgängigmachen dauert bei uns dann entweder noch länger oder Illustrator hängt sich auf oder es kommt nach mehreren Minuten die Meldung "Aktion nicht möglich, zu wenig Speicher". Wohlgemerkt: natürlich verwenden wir für solche Aktionen durchaus potente Hardware und natürlich befolgen wir auch alle Optimierungs-Tipps von der Abobe-Website. Trotzdem scheint Illustrator ein intel-i7-Prozessor nebst 32 GB Hauptspeicher nicht auszureichen ...


Plan A: Stärkere Hardware

Daher beschloss ich Anfang 2024 das Problem dadurch zu lösen, indem ich den neuesten Bauvorschlag der Zeitschrift c't aus dem Heise-Verlag nachbaute. Um sicher zu gehen, dass der neue Rechner dann auch wirklich einen deutlichen Fortschritt gegenüber unseren aktuellen Arbeitsrechnern bringt, investierte ich zudem noch in ein hochwertigeres Mainboard als das von der c't vorgeschlagene und spendierte dem neuen Rechner zwei der schnellsten NVMe-SSDs (die zweite für die Auslagerungsdateien) und 64 GB Hauptspeicher.

Der Rechner war schnell zusammengebaut und die Adobe-Programme installiert und ebenso schnell kam die Ernüchterung: die Bearbeitung sehr großer Dateien geht trotz deutlich schnellerem Rechner immer noch unerträglich langsam vonstatten. Und der Hammer: trotz jeweils Hunderten von Gigabyte freiem Speicherplatz auf beiden NVME-SSDs und 64 GB Hauptspeicher kam auch bei diesem Rechner bald von Illustrator die Meldung: "zu wenig Speicher" ... :-(


Plan B: Andere Software

Anfang Juni hatte ich die Nase dann voll und probierte was Neues: Affinity Designer von Serif statt Illustrator von Adobe. Lassen sich sehr große PDF-Dateien mit dem Affinity Designer vielleicht zügiger bearbeiten?


Im Gegensatz zu den Adobe-Produkten, die man nur noch im Abonnement bekommt, für die man also regelmäßig immer wieder bezahlen muss, zahlt man für die Serif-Produkte ein Mal und dann gehören sie einem und man darf sie für immer und ewig verwenden. Auch sind die Serif-Programme im Vergleich zu den Adobe-Produkten echte Schnäppchen. Zur Zeit (Stand: Ende Juni 2024) gibt es den Affinity Designer für sage und schreibe 35,62 Euro – einmalig und inklusive Umsatzsteuer! Für den Preis ist der Kauf natürlich überhaupt keine Frage. Aber selbst wenn Serif das Zehnfache für den Designer verlangen würde: die Bearbeitung großer PDFs mit Illustrator ging bei uns dermaßen quälend langsam, dass ich auch gerne ein paar Hundert Euro für eine funktionierende Alternative gezahlt hätte.

Der Rest vom Lied ist schnell gesungen: Mit dem Affinity Designer können wir jetzt sehr große PDFs tatsächlich sehr viel schneller bearbeiten, was uns wirklich riesig freut! :-) Natürlich sind riesige Dateien auch mit dem Designer etwas zäher zu bearbeiten, als kleine. ABER: das minutenlange Einfrieren des Programmes, die Totalabstürze und die unsägliche blöde Mitteilung "zu wenig Speicher" - bei 64 GB Hauptspeicher! -, wie sie mit Illustrator bei uns leider üblich ist, hatten wir mit dem Designer bisher noch nie.


Und jetzt? Umstieg?

Adobes Illustrator ist Standard. Und wenn man seit Jahrzehnten mit einem Produkt arbeitet und mit diesem vertraut ist, mag man das natürlich nicht gerne aufgeben. Deshalb werden wir zunächst den Affinity Designer wohl erst mal nur als "Zulieferer" verwenden. Sprich: sehr große PDFs werden mit dem Designer aufbereitet und dann mit Illustrator weiterbearbeitet. Die bisherigen Versuche diesbezüglich verliefen sehr zufriedenstellend.

Ein weiteres Argument erstmal abzuwarten und nicht von Illustrator auf Designer umzusteigen ist die Übernahme von Serifs Affinity durch die Online-Plattform Canva. Einer der großen Vorteile der bisherigen Affinity-Produkte ist ja, dass man sie – entgegen des leider zunehmenden Abo-/Online-/Cloud-Trends – nur einmal kaufen muss und sie offline, also ohne Internetverbindung und ohne Cloud funktionieren. Ob dies auch zukünftig so sein wird, wenn die Programme von einer Online-Plattform weitergeführt werden, bleibt abzuwarten ...


Schlussbemerkung

Dieser Bericht beruht allein auf unseren Erfahrungen und ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich auf keinen Fall behaupten möchte, dass es prinzipiell nicht möglich sei mit Illustrator flüssig große PDF-Dateien zu bearbeiten! Uns jedenfalls ist dies nicht gelungen. Auch arbeiten wir mit Windows-Rechnern. Möglicherweise ist die Situation auf Apple-Rechnern, aufgrund deren anderer Technik, gänzlich anders.

Und nein, wir/ich bekomme(n) von Serif bzw. jetzt Canva kein Geld!